Interview Marco Kross

In wenigen Tagen geht es für Marco Kross vom Schießsportclub Neiden 1997 e.V. nach Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos zum Weltcup der Flintendisziplinen. Dabei hat der 25-jährige Bundeskader (B-Kader) vor noch gar nicht allzu langer Zeit erfahren. Wie der Gesundheits- und Krankenpfleger einen Vollzeitjob und das intensive Training eines Leistungssportlers unter einen Hut bringt und was er zu seinem Start beim Weltcup sagt, ist im folgenden Interview nachzulesen:

1. In der Vergangenheit hörte man oft von Teamkollege Paul Pigorsch, jetzt stehst du mal im Mittelpunkt. Wie fühlt sich das an?
Ich persönlich mag den Rummel um meine Person gar nicht. Ich habe es auch keinem weiter erzählt, dass ich seit Januar 2018 wieder in der Nationalmannschaft bin, außer denjenigen, die es wissen wollten und die mich persönlich darauf angesprochen haben. Wenn natürlich jemand eine Frage an mich hat bezüglich dieses Themas bekommt derjenige auch eine Antwort, aber im Mittelpunkt stehe ich ungern.
Und mit meinem Teamkollegen Paul komm ich super aus. Wir trainieren zusammen, lachen in der Pause und es gibt dem Training die gewisse Würze, wenn zwei Sportler mit ähnlichem Leistungsniveau zusammen trainieren können.

 2. Holst du dir Tipps von Vorbildern? Wer ist dein Vorbild?
Sich mit erfahreneren Sportlern auszutauschen und ins Gespräch zu kommen, kann immer hilfreich sein, solange man dann diese Tipps in seinen eigenen Rhythmus aufnimmt und nicht versucht einen anderen zu übernehmen oder zu kopieren. Sobald man versucht alles anders zu machen, geht es laut meiner Erfahrung schief. Man sollte sich als Sportler auf seinen eigenen Rhythmus, sein eigenes Können verlassen und selbstbewusst auftreten.
Ein richtiges Vorbild habe ich zurzeit nicht. In meiner Anfangszeit beim  Schießen war mein Vorbild Michael Schumacher. Ja er war kein Sportschütze, aber er hat für mich alles vereint was einen Sportler ausmacht – Willensstärke, Entschlossenheit, Kampfgeist, Fairplay. Natürlich schaut man zu den großen Namen unserer Szene auch auf wie z.B. Karsten Bindrich oder Andy Löw, aber ich würde diese beiden nicht als Vorbilder sehen sondern eher als Motivation.

3. Bei welchen internationalen Wettbewerben konntest du bereits Erfahrungen sammeln?
Ich bestritt in meiner Zeit in der Klasse der Junioren zweimal den Internationalen-Wettkampf (IWK) der Junioren in Suhl und ein Trainingslager mit Wettkampf in Lonato del Garda in Italien. Seitdem ich in der Herrenklasse schieße, kamen noch drei Starts beim internationalen Brandenburg-Cup in Frankfurt/Oder und ein Start beim Internationalen Shootgun-Cup in Suhl hinzu.

4. Nun wurde recht kurzfristig bekannt dass du in Mexiko teilnimmst. Seit wann weißt du davon?
Von der Teilnahme in Mexiko weiß ich bereits oder auch erst seit Anfang November letzten Jahres und konnte mich somit schon sowohl physisch als auch psychisch darauf vorbereiten.

5. Wie war das Gefühl/ deine Reaktion als du davon erfahren hast?
Wenn ich ehrlich bin, war meine Reaktion eher kühl. Meine ersten Gedanken waren. „Cool du fliegst zum Weltcup! Naja gut, dann machen wir das mal mit.“ und das mit einem eher nüchternem Gesichtsausdruck. Mit der Zeit jetzt kam natürlich die Freude auf und die Info verbreitete sich auch schnell im Verein, im Privaten und auf Arbeit. Von überall kamen  Glückwünsche und dass man mir die Daumen drückt.

6. Wie viele deutsche Starter sind dabei?
Wir sind zu viert In der Disziplin Flinte Trap. Zwei Frauen und zwei Männer, die jeweils im Einzel starten und dann noch einen Mixed-Team Wettbewerb schießen.  Das Mixed-Team besteht jeweils aus einem weiblichen und einem männlichen Sportler. Beide schießen noch einmal einen separaten Wettkampf, welcher extra gewertet wird, wobei beide Ergebnisse zusammen gezogen werden.

7. Die Vorbereitungszeit für deine Teilnahme ist relativ kurz oder?
Die kurze Zeit ist eher nicht das Problem, sondern das Wetter hier bei uns in dieser Jahreszeit. Ich meine es ist Winter. Es ist nun einmal kalt und da wir eine Outdoor-Sportart sind, ist uns schon bewusst, dass uns das Wetter immer einmal einen Strich durch die Rechnung machen kann. Ich habe trotzdem versucht das Bestmögliche zur Vorbereitung zu tun. Habe intensiv in Neiden auf meinem Heimstand trainiert und etwas am Olympiastützpunkt in Frankfurt/Oder. Ich lass mich einfach überraschen, was es am Ende alles gebracht hat.

8. Wie hast du dich vorbereitet, zumal hier ja nun gerade Winter ist, in Mexiko hingegen sind es so um die 25 Grad?
Wie bereits erwähnt habe ich jede Möglichkeit genutzt – selbst bei minusgraden wurde trainiert. Dann wurde halt eine kurze (10-15 Wurfscheiben) statt einer normalen (25 Scheiben) Runde geschossen. Dazu war ich regelmäßig schwimmen, insofern es mir meine Arbeitszeiten erlaubt haben. Die Wärme in Mexiko kommt mir sehr entgegen. Ich fühl mich da einfach wohler wenn es um mich herum schön warm ist. Das ist allerdings nur auf dem Schießstand so, ansonsten muss es nicht so brütend warm sein.

9. Welche Erwartungen hast du für deine Teilnahme?
Mein Ziel welches ich habe ist nicht Letzter zu werden und kein allzu schlechtes Ergebnis zum Schluss zu erzielen. Blamieren kann ich mich ja nicht. Es ist mein erster internationaler Einsatz und ich kann locker auftreten, ohne jeglichen Druck und ohne Erwartungen. Ich sage mal so, es ist mein erster großer internationaler Einsatz für die Nationalmannschaft, ich erwarte nicht zu viel von mir selbst – einfach die bisherige Leistung umsetzen. Und im Moment mache ich mir mehr Gedanken ob mein Gepäck auch ankommt als über das Schießen an sich.

10. Wann geht es los und wann sollten alle Daumen gedrückt sein?
Mein Flug startet am Mittwoch, 28. Februar um 06:00 Uhr in Leipzig und ich bin dann nach Zwischenstopp in Frankfurt Main und Houston (Texas, USA) 23:54 Uhr in Mexiko, natürlich mit Zeitverschiebung. Die Daumen können am 03. und 04. März gedrückt werden.

Diana Kammer